DIE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK LÄUTET DEN KURSWECHSEL IN DER GELDPOLITIK EIN. ERSTMALS SEIT 11 JAHREN HEBT SIE DEN LEITZINS AN UND STELLT EINEN NOCH GRÖßEREN SCHRITT IN AUSSICHT.
Nun ist es offiziell, die EZB kündigte nach ihrer Sitzung am Donnerstag zwei Zinserhöhungen an. In einem ersten Schritt im Juli soll der Leitzins um 0,25 Prozent steigen, eine weitere, noch kräftigere Zinserhöhung stellte EZB-Präsidentin Christine Lagarde für September in Aussicht. Experten halten dann einen wesentlich höheren Anstieg um 0,5 Prozent für relativ wahrscheinlich.
WAS DIE ZINSWENDE FÜR IMMOBILIENKÄUFER UND VERKÄUFER BEDEUTET
Der Boom am Immobilienmarkt ist durch die Niedrigzinspolitik der EZB über viele Jahre befeuert worden, da damit auch die Baufinanzierungskosten niedrig gehalten wurden. Schon längst hatte man sich an Kreditzinsen um die 1 Prozent gewöhnt, doch seit einigen Monaten steigen die Bauzinsen bereits erheblich. Seit Dezember 2021 haben sich die Zinsen für zehnjährige Kredite von 0,9 Prozent auf zuletzt rund 2,7 Prozent erhöht. Die jetzt angekündigte Zinswende der EZB dürfte einen weiteren Anstieg bedeuten. Experten erwarten, dass die Zinsen für Zehn-Jahres-Darlehen bis Jahresende auf über 3 Prozent steigen. Für Häuslebauer und alle die auf der Suche nach einer Immobilie sind, sind höhere Zinsen somit keine guten Nachrichten. Ein Kredit verteuert sich für eine Wohnung schnell um mehrere Zehntausend Euro.
ENDET NUN DER JAHRELANGE PREISANSTIEG BEI IMMOBILIEN?
Die Kaufpreise von Wohnimmobilien werden stagnieren und, ja, auch sinken. Die steigenden Finanzierungskosten werden die Nachfrage zunächst eindämmen und letztendlich den Preisanstieg der letzten Jahre spürbar verlangsamen, wenn nicht sogar zunächst beenden. Denn mit den rapide steigenden Zinsen werden immer mehr Käufergruppen aus dem Markt fallen, weil sie sich den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses nicht mehr leisten können. Ein echter Einbruch bei den Preisen ist allerdings nicht zu erwarten. Immobilien, die jedoch noch vor einigen Monaten zu Mondpreisen verkauft wurden, hätten derzeit weniger Chancen einen Käufer zu finden. Überteuerte Angebote werden wahrscheinlich um eine Preiskorrektur nicht herum kommen.